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3.
Inhalt und Beurteilung
Mohsin Hamid bedient sich in diesem Roman der Technik einer Rahmenerzählung. Diese findet im Laufe eines einzigen Abends in einem Außencafé von Lahore statt während eines Treffens des pakistanischen Protagonisten Changez mit einem anonymen und ominösen Amerikaner. Die Begegnung der beiden besteht ausschließlich aus einem langen Monolog der Hauptfigur, wobei der Gesprächspartner angesprochen wird, jedoch selbst nie direkt zu Wort kommt. Der Leser erhält lediglich dadurch Zugang zu den Reaktionen des Unbekannten, dass dessen Gedanken, Antworten, Fragen, Kommentare und Gefühle durch den Hauptcharakter gefiltert zum Ausdruck gebracht werden. Sie werden also dem Leser als eine Art Echo im Monolog des Erzählers vermittelt.
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Mohsin Hamid, The Reluctant Fundamentalist |
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Am 11. September 2001 wird er am Fernsehgerät in Manila Zeuge des Einsturzes der Zwillingstürme des World Trade Centers. Erstmals zweifelt er an seiner Identität, seinem Empfinden für die Vereinigten Staaten und seinem Engagement für seinen Arbeitgeber beschäftigen ihn zunehmend. Beim Rückflug in die USA erfährt er, dass er als Pakistani nunmehr wie ein potentieller Terrorist behandelt wird. Die diskriminierende Behandlung setzt sich nicht nur nach der Landung am Flughafen, sondern später auch am Arbeitsplatz und auf der Straße fort. Changez muss erfahren, dass die multikulturelle Grundeinstellung New Yorks nach und nach einer national geprägten Haltung weichen muss. Nun erst offenbart sich dem Leser die Bedeutung des Titels. Andererseits wird nun endgültig klar, dass es sich bei The Reluctant Fundamentalist um einen post-kolonialen Roman handelt, der sich mit den Nachwirkungen des Kolonialismus auseinander setzt und jede Art von Imperialismus anprangert. Als international tätiger US-Unternehmensberater erkennt er, dass Globalisierung und Freie Marktwirtschaft eine neue Form des Imperialismus sind. Der eigentliche Fundamentalismus ist für Changez nicht der religiös geprägte islamistische Fundamentalismus, sondern der von seiner Unternehmensberatungsfirma Underwood Samson praktizierte US-Kapitalismus. Er erkennt, dass er Diener dieser neuen Form eines schonungslosen Imperialismus bzw. Fundamentalismus geworden ist. Als „reluctant fundamentalist“ bricht er die Durchführung eines Auftrags ab wohl wissend, dass dies seine Kündigung zur Folge hat. Er gelangt zu der Einsicht, dass sein Einsatz für den US-Kapitalismus dem eines Janitscharen ähnelt. „I was a modern-day janissary, a servant of the American empire at a time when it was invading a country with a kinship to mine ...“ (S.173). Janitscharen waren christliche Knaben, die zur Schaffung eines Eliteheeres ihren Eltern von den türkischen Osmanen entrissen wurden. Sie wurden als muslimische Fußsoldaten umerzogen, um gegen ihren eigenen Kulturkreis zu kämpfen. Doch Changez möchte nicht zum Kämpfer, d.h. zum Werkzeug, des amerikanischen Imperialismus werden. In Lahore nimmt er eine Arbeit als Dozent an der Universität auf und betätigt sich gleichzeitig als Anführer einer anti-amerikanischen Protestbewegung.
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